Der Australian Shepherd

gilt als intelligent, sensibel und leicht zu erziehen.

Intelligent und sensibel würde ich sofort unterschreiben. Und ja, die Aussies lernen unheimlich schnell – allerdings nicht immer das, was der Mensch ihnen beizubringen plante. Insofern ist „leicht zu erziehen“ mit Vorsicht zu genießen.

In einer Hundezeitschrift habe ich folgendes gefunden: „Der Aussie ist nämlich so schlau und ergreift so gerne selbst die Initiative, dass er die Anweisungen von Herrchen oder Frauchen durchaus auch einmal hinterfragt. Vielmehr: Wir wissen natürlich nicht, was in seinem Kopf vorgeht. Wir sehen nur das Ergebnis, und das ist in dem Fall: Die Anweisung wird ignoriert. Und der Aussie macht dann eventuell etwas ganz anderes, was ihm in dem Moment sinnvoller oder lustiger erscheint.“

„Was ihm sinnvoller oder lustiger erscheint“ klingt für mich sehr nach Aussie…

Unseren Oskar für Neues zu begeistern ist kinderleicht. Allerdings langweilt er sich ungefähr genau so schnell, wie er Dinge lernt. Man kann es an seiner Stirn, seinem Hinterteil, seinem schleppenden Gang (sofern er sich denn in Bewegung setzt) ablesen: „Frauchen, mir ist langweilig, mach was, was ich noch nicht kenne!“. „Gehorsamsübungen“ die ihm einleuchten, absolviert er problemlos und zum Teil von sich aus. Ins „Fuß“ kommen wenn sich Jogger oder Fahrradfahrer nähern zum Beispiel. Oder sich anleinen lassen wenn Rinder in der Nähe sind. Auf einem Hundeplatz im Fuß auf und ab gehen und zackig sitzen und „platzen“ würde er auch. Vermutlich genau einmal. Danach würde er von mir wissen wollen, wozu das gut sein soll.

Man sieht immer mal wieder ganz diensteifrige Aussies, deren Blick ständig an ihrem Menschen klebt und die unentwegt zu fragen scheinen „Was kann ich für Dich tun?“. Überflüssig zu sagen, dass der unsere nicht zu dieser Fraktion gehört…

Ich glaube ja, unser Hund unterscheidet zwischen Arbeit und Tralafiti. Letzteres macht er auch mit wenn man ihn darum bittet, ersteres scheint ihm aber deutlich wichtiger zu sein.

Angeregt vom Beispiel des Border Collies, der weit über hundert Spielzeuge unterscheiden kann, habe ich zum Beispiel begonnen, Oskar die Namen seiner Spielzeuge beizubringen. Das war zäh. Echt zäh! Wohingegen er „Leine“, (Haus)“schlüssel“, „Carkey“, „Rucksack“ und „Auto“ ratzfatz drauf hatte.

Apportiertraining haben wir von Anfang an gemacht, also vom Welpenalter an. Weil man es immer und überall, allein und in Gruppen machen kann. Weil es quasi unendlich variabel ist und sich sogar bei Verhaltensproblemen einsetzen lässt. Allerdings verlangt auch das dem Menschen ein gewisses Maß an Kreativität ab: Der immer gleiche Trainingsaufbau auf der gewohnten Wiese kann beim Aussie recht schnell zum „Verlust“ bereits erworbener Fähigkeiten führen.

Ab und an haben wir andere Beschäftigungsformen von Agility über Clickern und Fährtenarbeit bis hin zu Zughundesport ausprobiert. Mantrailing, die Suche nach vermissten Personen, war dann die Beschäftigung, bei der Frau und Hund „Hier!“ geschrieen haben. Das ist unser Ding!

Keine Suche ist wie die andere, Varianten und Schwierigkeitsgrade lassen sich beliebig erweitern – da kommt keine Langeweile auf!

Der Aussie ist für diese Arbeit zwar nicht prädestiniert – er wird immer versuchen, das Problem durch Kommunikation mit seinem Menschen, mit Hilfe seiner Augen, oder aber durch „Nachdenken“ zu lösen bevor er seine Nase einsetzt – aber genau das macht den Reiz aus. Die Kommunikation zwischen Mensch und Hund ist das A und O beim Mantrailen, was dem Hütehund durchaus entgegenkommt. Last not least: Die Aussies neigen dazu, sich – nun ja – zu echauffieren, die „fahren sich schnell hoch“. Hier kann ein gut aufgebautes Training eine Menge Ruhe reinbringen.

Mir macht es Spaß, gemeinsam mit anderen etwas auf die Beine zu stellen – Mantrailing ist nichts für Einzelkämpfer! Und – ähem, zugegeben – es gefällt mir, meinen Hund fordern zu können, ohne mich selber total zu verausgaben. Einem intelligenten, gut ausgebildeten, körperlichen fitten Hund im Training immer einen Schritt voraus zu sein, ist eine Herausforderung! Beim Planen der Trails kann ich die Fähigkeit nutzen, in der ich ihm tatsächlich (hoffe ich jedenfalls!) überlegen bin. Das Ergebnis gibt mir Recht, finde ich. Oskar ist mit Spaß bei der Arbeit und schläft danach den Schlaf des Gerechten.

Über Iris

Hofköchin, Hundefachfrau, Deko-Beauftragte, bekennender Schafsfan
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