Unser Einstieg in das „Do as I do“ Training
Juni 2015
Im Großen und Ganzen kommt Oskar mit seinem deutlich entschleunigten Leben als Hofhund erstaunlich gut klar.
Nur manchmal langweilt er sich ganz offensichtlich. Dann räumt er zum Beispiel die Kiste mit dem Altpapier aus und macht sich anheischig, jetzt beim Aufräumen behilflich zu sein.
Wir haben keine Gelegenheit zu trailen. Und trotz seiner Größe und des enormen Vorteiles, unser Eigentum und in Teilen eingezäunt zu sein, eignet sich das Hofgelände für die meisten unserer gewohnten Trainingsformen einfach nicht.
Es gibt keine größeren Wiesen und kaum ebene Flächen.
Dummytraining auf dem terrassierten Campingplatz, bei dem der Hund sich merken muss, wo die Treppchen in den Terrassenmauern versteckt sind, ist spaßig, hat aber mit der Ankunft der ersten Urlauber sein Ende gefunden.
Distanzapporte über mehrere Grundstücke hinweg empfehlen sich nicht, wenn dort die Schafe stehen.
Und allmählich gehen mir – ehrlich gesagt – bei den Suchspielen die originellen Verstecke aus. Obwohl: Der Briefkasten kam schon gut an …
Der cevenole Sommer kommt erschwerend hinzu: Im Sommer ist es für alles und jedes zu heiß …
Neue Beschäftigungsformen müssen her!
Über „Do as I do!“ bin ich schon vor einiger Zeit gestolpert: Hier soll der Hund lernen, eine Handlung des Menschen nachzuahmen.
Die Vorstellung, Oskars Fähigkeiten zum sozialen Lernen weit mehr zu fördern, als ich das bisher getan habe, reizt mich enorm.
Und ich weiß ja, dass er es kann!
So ist Oskar zum Beispiel kein Buddler. Selbst bei einem vergrabenen Futterdummy dauert es lange, bis er zu buddeln beginnt.
Als er aber bei seiner ersten Kastanienernte beobachtet, wie die Menschen die Kastanienschalen mit den Händen beiseite schaufeln, beteiligt er sich mit großem Eifer. Seitdem eilt er stets zur Hilfe herbei, wenn irgendwo geschaufelt wird.
Gerne „hilft“ er auch beim Einheizen des Ofens: Es müssen Pappkartons in Stücke gerissen und Gemüsekisten zu Holzspänen zerbrochen werden. Das kann er ganz prima!
Natürlich ist es nicht ungewöhnlich, wenn Hunde Pappe und Holz „schreddern“. Bemerkenswert finde ich allerdings, dass er es vorzugsweise mit mir gemeinsam tut.
Sehr stabile Kartons sind mit seiner Hilfe tatsächlich leichter zu zerkleinern – ich bin mir jedoch noch nicht sicher, ob es wirklich klug ist, ihn an derlei zerstörerischem Tun noch weiter zu beteiligen.
***
10.07.2015
Mein „Do as I do“ Trainingsbuch ist angekommen!*
Das eigentliche Training bedarf einiger Vorbereitungen – ein Experiment, mit dem Hundehalter testen können, in welchem Maße ihr Hund mit ihnen kommuniziert, kann ich jedoch sofort ausprobieren:
Eine Hilfsperson soll dem Hund ein geliebtes Spielzeug / tolles Leckerchen zeigen und dann außerhalb seiner Reichweite legen. Anschließend betritt der Hundehalter den Raum. Der Hund soll nun (idealerweise) seinen Menschen bitten, ihm den begehrten Gegenstand zugänglich zu machen, indem er zum Beispiel abwechselnd zum Menschen und zum Leckerchen schaut.
Bernd zeigt also Oskar sein (also Oskars) Abendessen und stellt es dann außer seiner Reichweite. Anschließend betrete ich die Küche.
Mein Hund liegt leicht hechelnd ob der Hitze, ansonsten aber völlig entspannt auf dem kühlen Boden und denkt nicht daran, mit mir zu kommunizieren.
Gelinde enttäuscht beginne ich, herumzuwirtschaften: Keine Reaktion.
Erst als ich Oskar anschaue und „Wo isses?“ frage, kommt Bewegung in den Hund: Ohne Zögern zeigt er mir die Futterdose.
Als ich Oskar bekommen habe, habe ich viel Zeit und Energie darein gesteckt, meinen intelligenten, kreativen, zur Selbständigkeit neigenden Hund daran zu gewöhnen, stets auf meine Anweisung zu warten. Ich denke darüber nach, ob das jetzt die Quittung ist …
Bernd hingegen wendet ein, dass er ständig Dinge, die meines Hundes Begehrlichkeit wecken, außerhalb dessen Reichweite verräumt. Und dass ich mich vermutlich bedanken würde, wenn Oskar mir andauernd mitteilte, dass er jetzt gerne das Brot, den Käse, die Erdbeeren hätte. Ich sehe ein, dass womöglich die Versuchsanordnung suboptimal war …
***
11.07.2015
Für den Einstieg in das Training benötige ich drei Signale, die der Hund als reine Hörzeichen kennt. Außerdem muss ich in der Lage sein, ihm die entsprechende Handlung vorzumachen.
Meine Gewissheit, mir diese locker aus dem Ärmel zu schütteln, schwindet schnell.
Ich hab es immer faszinierend gefunden, mit wie kleinen Gesten – ja Blicken – ich mich meinem Hund verständlich machen kann. Dass auch solche Menschen, die meine Sichtzeichen gar nicht kennen, mit ihm arbeiten können, sofern die Zeichen, die sie verwenden, ihm halbwegs logisch erscheinen.
So kennt er für ein „Sitz“ den „Oberlehrer – Zeigefinger“, die zur Brust geführte Faust, aber auch die nach oben geführte Handfläche: Auf Bewegungen hin, die nach oben weisen, bietet er „sitzen“ an.
Bei den Signalen, die ich rein verbal einsetze, handelt es sich häufig um Gegenstände, die er suchen oder zu denen er sich begeben soll. Diejenigen aus dem Mantrailing scheiden ebenfalls aus. „Sitz“ oder „Platz“ möchte ich nicht nehmen – die Vorstellung, dass er meine eher froschartige Hocke mit seiner Sitzposition in Verbindung bringen soll, befremdet mich irgendwie. „Langsam“ und „stop“ wiederum scheinen mir gar zu abstrakt.
Ich entscheide mich daher für „Decke“, „hopp“ und „rum“.
Bei „Decke“ bin ich mir sicher, dass er das Signal ohne Geste umsetzen wird.
Für „hopp“ und „rum“ rechne ich mit einem gewissen Nachholbedarf, stelle es mir aber schön vor, sie recht bald zur Beschäftigung auf Spaziergängen nutzen zu können.
Und während „Decke“ tatsächlich völlig problemlos klappt, scheinen „hopp“ und „rum“ ihm absolut rätselhaft. Im Prinzip logisch: Normalerweise zeige ich ihm ja an, über welche Hürde er springen, um welche Stange er laufen soll. Das möchte er nun auch dann so haben, wenn nur eine Hürde dasteht …
Ich überlege kurz, ob ich es doch mit „Sitz“ und „Platz“ versuchen soll, weil das doch bestimmt besser klappen wird und schelte mich dann selber: Was ärgert es mich immer, wenn Menschen ihre Hunde wuschig machen weil es ihnen an Geduld fehlt! Und es soll doch auch gar nicht um schnelle Erfolge gehen, sondern um die Auslastung meines Hundes.
Je mehr wir also zu tun haben, desto besser ist das!
12.07.2015
Um das Hörzeichen zu etablieren, spreche ich es aus und gebe – weil er es offenbar nicht versteht – unmittelbar danach das vertraute Handzeichen. Er führt die Handlung aus und wird belohnt.
Da ich aber doch ungeduldig bin und außerdem weiß, wie clever mein Hund ist, versuche ich zunächst, die drei Signale sozusagen „in einem Abwasch zu erledigen“.
Ich habe aus seiner Decke, einer Hürde sowie einer Slalomstange auf einem schattigen Stück Wiese einen Miniparcours aufgebaut und versuche, ihn von einer Station zur anderen zu schicken.
Damit er nicht statt der Hörzeichen die Reihenfolge der Signale lernt, bemühe ich mich sehr, diese ganz unregelmäßig zu geben, was bei nur 3 Möglichkeiten gar nicht mal so einfach ist.
Oskar dagegen hat sofort begriffen, dass er irgendwie mal dieses, mal jenes machen soll und bemüht sich, kooperativ und vorausschauend wie immer, die Reihenfolge zu begreifen.
Wir arbeiten regelrecht gegeneinander …
13.07.2015
Wegen der großen Hitze verbieten sich ausgedehnte Spaziergänge und dynamische Aktivitäten. Ausgenommen die frühen Morgenstunden, aber das ist momentan auch die einzige Zeit, während derer wir außerhalb des Hauses arbeiten können.
Tagsüber begleitet Oskar mich zwar auf meinen Gängen, aber dann schleichen wir mehr, als dass wir gehen und danach würde ich mich am liebsten neben ihn auf den kühlen Küchenboden werfen.
Ich beschließe, dass es nicht schaden kann, ihn im Haus geistig zu beschäftigen und beginne „dreh dich“ als weiteres Hörzeichen zu üben.
Was „hopp“ und „rum“ betrifft, verlasse ich meinen Miniparcours: Bäume, die man umrunden kann, haben wir reichlich und aus Kastanienkisten lassen sich ganz treffliche Hürden bauen.
Das hat dann auch gleich den Vorteil, dass Oskar die Signale nicht mit Stange und Hürde verknüpfen kann. Nur zur Sicherheit …
Ich schlendere also mit ihm umher und lasse ihn hier mal einen Baum umrunden, dort mal über ein Hindernis springen.
Bei „sitz“ und „platz“ bin ich mir ja eigentlich ganz sicher …
und es stimmt: Das macht er auf reine Hörzeichen hin!
Den sogenannten „Grundgehorsam“ (sitzplatzbleibfuß) frage ich bei Spaziergängen sonst nur dann ab, wenn es einen Anlass (Jogger etc.) dafür gibt. Als Beschäftigung finde ich das – ehrlich gesagt – sinnentleert und langweilig.
Aber Dinge, die man sonst nie tut, können ja auch mal eine schöne Abwechslung sein!
Wir schlendern also mit „rum“, „hopp“, „sitz“ und „platz“ weiter und weil es so schön ist, kommt noch das eine oder andere „dreh dich“ dazu.
Was tue ich hier eigentlich?
Das ist viel zu viel auf einmal!
Aber Oskar macht es Spaß und das jeweils letzte „rum“ und „hopp“ schafft er tatsächlich ohne Handzeichen!
Was mich zur sofortigen Rückkehr zu einem sinnvollen Trainingsaufbau veranlasst:
Jackpot und eine ausgedehnte Pause!
15.08.2015
Heute mache ich Oskar zum ersten Mal was vor!
Gleich unter erschwerten Bedingungen: Die Patous müssen natürlich unbedingt beobachten, was wir da tun und Victor will es so genau wissen, dass er ständig im Weg rumsteht …
Neben der Sorge um seine Leckerchen scheint Oskar das Warten am irritierendsten zu finden – weiß er doch, was gleich gefragt ist!
Ich lasse ihn absitzen und sage „watch“, was im Trainingsbuch nicht vorgesehen ist, aber ich finde es einleuchtend, ihm zu sagen, dass er jetzt gucken soll, was ich tue.
Später fällt mir ein, dass ich „guckstu!“ sehr viel lustiger gefunden hätte, aber man kann nicht alles haben …
Und es funktioniert!
Ich hüpfe über die Hürde, umrunde die Stange oder lege mich auf die Decke, sage „do it!“ und er tut`s! Ich brauch die eigens geübten Hörzeichen gar nicht!
Und er tut nicht einfach das Nächstliegende: Auch als er an Hürde und Stange vorbeilaufen muss, um sich gleich mir auf die Decke zu legen, tut er nur, was ich ihm gezeigt habe. Er unterscheidet auch, ob ich über die Hürde oder die Kisten springe.
Nur ob von rechts nach links oder andersherum scheint ihm so hoch wie breit …
Ein zweiter Versuch nach einer ausgiebigen Pause bestätigt das Ergebnis: Er hat es!
Vor lauter Begeisterung übertreibe ich es leider ein wenig und er verfällt in Kläffen weil er nicht mehr kann. So einfach es aussieht, scheint das Ganze doch sehr anstrengend zu sein.
(Als wir später die Trainingsfotos durchsehen fällt mir auf, wie angespannt sein Gesichtsausdruck während der Übungen ist. Und wie blitzartig diese Anspannung von ihm abfällt, sowie er sich sicher ist, alles richtig zu machen.)
***
Laut Trainingsbuch benötige ich nun weitere drei Signale.
Jedenfalls werde ich sie benötigen sobald wir diesen Trainingsschritt verfestigt haben.
Um das Ganze spannender zu gestalten habe ich auch noch nicht weiter gelesen …
„Dreh Dich“ erweist sich leider als ganz außerordentlich zäh …
Ich gebe das Hörzeichen und eine halbe Sekunde später das Handzeichen. (Gefühlte) Wochen später sch…. ich auf die Lerntheorie und gebe das Hörzeichen während er sich dreht (irgendwann habe ich mal gelernt, dass Hunde ein Hörzeichen mit dem verknüpfen, was sie genau in diesem Moment tun).
Völlig egal: Oskar dreht sich nach dieser oder jener Theorie 18 Mal um sich selbst und bietet, wenn ich dann nur das Hörzeichen nenne, alles an, was er je gelernt hat. Alles außer „dreh dich“ …
Er beherrscht nicht viele Tricks.
Anfangs dachte ich, Tricks seien eine ideale Möglichkeit, einen Hund auszulasten, der ja bekanntlich viel Beschäftigung braucht. Wenn einem sonst nix mehr einfällt, gibt es bestimmt immer noch einen Trick …
Ich hatte jedoch recht schnell den Eindruck, dass Oskar seine Beschäftigung wertet – anders kann ich das nicht ausdrücken: Er unterscheidet ganz offensichtlich zwischen Arbeit und Tralafitti …
Eine erfolgreiche Suche – egal ob beim Mantrailing oder beim Dummytraining – scheint ihn stolz zu machen. Ein Problem, welcher Art auch immer, gelöst zu haben, macht ihn ganz offenbar zufrieden.
Soziale Anerkennung spielt augenscheinlich auch eine Rolle: Weil er wie ein Teddybär aussieht und sich in meiner Gegenwart viel gefallen lässt, habe ich Oskar immer mal als „Begegnungshund“ für kleine Kinder hergenommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Kinder als solche ihn nicht interessieren. Trotzdem reagiert er erfreut und zugewandt – ich glaube, weil er merkt, dass die Erwachsenen (mich eingeschlossen) sich dann freuen.
Tricks – um wieder darauf zurückzukommen – sind Tralafitti; die zeigt er nur, wenn es denn absolut sein muss … mir zuliebe …
Und wie der Teufel es will, entsprechen meine „Handzeichen“ bei den paar Tricks, die er überhaupt beherrscht, dem, was ich ihm auch vormachen würde:
Ich winke, wenn er winken soll.
Und verbeuge mich, damit er einen Diener macht.
Also alles nicht „do as I do“ tauglich …
„Entzückend!“ wäre noch einen Versuch wert, aber ich mag mich irgendwie nicht vor meinem Hund auf den Rücken werfen und alle Viere von mir strecken. Und das hat nichts mit irgendwelchen Dominanztheorien zu tun!
Das „zurück“ (rückwärts gehen) probiere ich mal en passant, weil er es nie richtig gelernt hat, egal mit welchem Signal. Und siehe da : Das funktioniert!
„Nase weg!“ mag ich nicht ausprobieren: Ursprünglich bedeutet es „gleich geht die Heckklappe zu!“, mittlerweile warnt es auch vor dem endgültigen Schließen der Spülmaschine. Beherrscht mein Hund garantiert, ist aber peinlich …
Vielleicht lese ich erstmal das nächste Kapitel …
***
Der Versuch, das bisher Gelernte weiter zu vertiefen, erinnert mich höchst unangenehm an frühere Trainingssituationen.
Mein Hund mag nicht warten, bis ich ihm die Übung vorgemacht habe, sondern würde es vorziehen, mit mir über die Hürde zu springen. Warum auch warten, wenn man doch weiß, was jetzt gefordert ist!
Drei Versuche später marschiert er – wie vorgeführt – auf seine Decke, schaut mich an und scheint zu fragen „Und? Wo genau soll jetzt der Witz sein?“ …
Meineeine wird das zu einer eiligen Lektüre des restlichen Trainingsbuches führen!
Und – so steht zu befürchten – mal wieder zu einer Anpassung der Trainingstheorie an die Neigungen meines Hundes …
***
Es waren immer zwei Faktoren, die die Arbeit mit Oskar – sagen wir – „anspruchsvoll“ gemacht haben:
Er begreift ungeheuer schnell und findet Dinge, die er einmal begriffen hat, mit etwa derselben Geschwindigkeit langweilig.
Seine Frustrationstoleranz oszilliert um null: Wenn etwas tatsächlich einmal nicht sofort zu (wohlgemerkt!) seiner Zufriedenheit funktioniert, verliert er die Fassung und beginnt zu kläffen.
Unterdessen habe ich weitergelesen und wir beginnen Phase II des Trainings. Im Prinzip nochmal Phase I, aber jetzt mit drei anderen Signalen.
Zunächst sondiere ich unsere Möglichkeiten:
„Dreh Dich“ kann ich ihm vielleicht irgendwann mal verdeutlichen, wenn er die Nummer mit der Imitation begriffen hat.
Das „zurück“, das so erfolgversprechend schien, löst im ersten Testlauf lediglich Getöse aus.
„Platz“ probiere ich dann doch mal aus und es funktioniert gleich beim ersten Mal wunderbar. Leider synchron mit mir, was große klasse, in diesem Fall aber nun mal nicht gewollt ist.
„Zurück“ beim zweiten Versuch: Formidabel. Aber synchron.
Der Vorschlag aus dem Trainingsbuch, in diesem Fall möge man doch das „bleib“ noch einmal üben, löst – sagen wir – gemischte Gefühle aus. Irgendwas zwischen Tischkantenbiß und hysterischem Lachanfall.
Mein Hund bleibt, wenn Dummys, Futterbrocken oder Lieblingsspielzeuge durch die Gegend fliegen. Man kann Purzelbäume schlagen und mit der Reizangel im Kreis rumrennen. Aber in diesem Falle findet er offensichtlich, dass er das jetzt mal begriffen hat und es keinen Grund gibt, Zeit mit weiterer Beobachtung zu verplempern …
Weiß auch nicht, warum ich gerade jetzt an eine Rassebeschreibung des Australian Shepherd denken muss, nach der der Aussie zwar sehr schnell begreift, was man von ihm möchte, im Zweifel aber immer das tun wird, was ihm sinnvoller oder lustiger erscheint …
19.08.2015
Um weitere Signale ausprobieren zu können, lerne zunächst ich etwas Neues (oder fange zumindest damit an): Unter fachkundiger Anleitung baue ich einen kleinen Steg. Nun ja … um ehrlich zu sein … ich darf auch mal ein Brett über die Tischsäge ziehen und erste „Geh“versuche mit dem Akkuschrauber machen. Ich übe mich also sozusagen eher im „watch“, als im „do it!“ …
Der Übergang vom „watch“ auf’s „do it“ wird durch das Tragen einer Gleitsichtbrille im Übrigen nicht eben erleichtert – ich treffe die Schlitze in den Schrauben eher zufällig … und dass ich den Akkuschrauber winkelgetreu ansetze, ist ungefähr so wahrscheinlich wie ein Blitzeinschlag in die Schraube.
Zur Einstimmung beim nächsten Training möchte ich Oskar zunächst über die Hürde schicken. Da wir Publikum haben, gibt er alles: Er setzt nicht nur über die Hürde, sondern auch über den Steg, der im rechten Winkel dazu steht und kommt, weil sich das so schön anbietet, über die Hürde zurück.
Ich hab vorgeblättert im Trainingsbuch: Hunde können auch Handlungsketten imitieren! Wenn er jetzt noch lernt, mich die erst vormachen zu lassen, ist alles supi …
Nachdem ich eher unelegant über den Steg balanciert bin, bietet er zunächst an, diesen zu umrunden. Offenbar hat mein Beispiel nicht überzeugt. Im nächsten Durchgang klappt es dann aber.
24.08.2015
Ich beginne, bekannte Handlungen beim Spaziergang vorzumachen: Über Hindernisse hüpfen und Bäume umrunden. Zunächst noch zögerlich macht Oskar nach, was ich ihm zeige!
Als ich eine kleine Treppe sehe, kann ich nicht widerstehen: Ich lasse Oskar beobachten, wie ich die drei Stufen hinauflaufe und auf dem Treppenabsatz stehen bleibe. Das ist eine Übung, die er definitiv nicht kennt!
Und er macht es mir nach, er hat es tatsächlich verstanden!
Ich beschließe, Phase zwei und die fehlenden drei Signale einfach mal großzügig zu überspringen und bin einfach nur stolz auf meinen klugen Hund.
***
01.09.2015
Wie immer gibt es Höhen und Tiefen.
Schon einen Tag später scheint meinem klugen Hund alles Erlernte komplett entfallen zu sein: Er schaut mich verständnislos an und kläfft.
Über den selbstgebauten Steg läuft er nur, wenn er das gewohnte Sichtzeichen bekommt – ansonsten bietet er alles an, was man mit einem Steg sonst noch machen könnte.
Eine weitere Schwierigkeit dagegen scheint bei den allermeisten Hunden aufzutreten (ich habe das Buch unterdessen zuende gelesen): Handlungen mit Objekten sind offenbar leichter nachzuahmen als solche, die der Mensch lediglich mit dem eigenen Körper ausführt.
Großen Spaß dagegen haben wir, wenn wir das Üben und Vertiefen ganz außen vor lassen und stattdessen (und so war das ja ursprünglich geplant!) beim Spaziergang Dinge ausprobieren:
Dicke Kastanien umrunden und auf Baumstümpfe springen zum Beispiel.
Die meiste Aufmerksamkeit und Konzentration bekomme ich, wenn Oskar vorher keine Idee hat, was ich gleich tun werde.
„Die Treppe in die Abschmiergrube runterkraxeln“ ist bestimmt nicht die originellste aller Übungen und ganz sicher habe ich nicht den Ehrgeiz, das über die Nachahmung als Hörzeichen zu etablieren (wozu man die Methode natürlich auch nutzen kann).
Aber sie war unser heutiges Highlight!
Wenn Oskar ganz und gar „dabei“ ist, grätscht er die Vorderläufe, reckt den Kopf nach vorne und macht vor lauter Konzentration ganz schmale Augen.
Genau so hat er mich beobachtet, um auf das „do it!“ hin wie selbstverständlich ebenfalls in der Grube zu verschwinden.
Wir werden noch eine Menge Spaß haben!
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* „Do as I do“ ist eine durchaus brauchbare Anleitung, um mit dem eigenen Hund in diese Trainingsform einzusteigen.
Das „Buch“ von Claudia Fugazza kommt allerdings eher als Broschüre im Großdruck daher. Was nicht überraschen kann, wäre es doch problemlos möglich, den Trainingsaufbau auf zwei DIN A 4 Seiten darzustellen.
Die Tips zum grundsätzlichen Aufbau des Trainings und zum Umgang mit eventuellen Problemen sind gut und richtig, aber keineswegs neu – es sind die, die für jegliche Arbeit mit Hunden gelten.
Die Erläuterungen zum sozialen Lernen dagegen, wirken wie eine unmotivierte Pflichtübung – was schade ist, sind sie doch der „Dollpunkt“ der Methode.
Mich persönlich ärgert darüber hinaus die schlechte Übersetzung, die mit reichlich Fehlern der Grammatik aufwartet.
Fazit: Mit € 15,90 deutlich zu teuer.
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15.09.2015
Nachtrag: Ich weiß gar nicht warum … beim Gemüseschneiden in der Küche, wenn immer mal ein Bröckchen für den Hund abfällt, sage ich „dreh Dich“ …
Und er dreht sich!
Fotos: Bernd Ackermann
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